Glasgow

Lange hatte Glasgow mit seiner Vergangenheit als ehemaliger Industriestandort zu kämpfen. Inzwischen hat sich die Stadt als Zentrum für Architektur, Design und Medien neu erfunden.

Glasgow besticht durch die Freundlichkeit seiner Bewohner. Wenn Sie Einheimische nach dem Weg fragen, kann es sein, dass diese alles stehen und liegen lassen und Sie ein Stück begleitet, nur um sicher zu gehen, dass Sie auch in die richtige Richtung gehen.

Dabei hatten die Glasgower lange Jahre allen Grund, griesgrämig dreinzuschauen. Im 19. Jahrhundert war Glasgow zunächst mit Handel und Industrie reich geworden. Die Stadt am River Clyde war ein Zentrum für Schwerindustrie, wie es in Europa kaum ein zweites gab. Das war zu einer Zeit, als rund ein Drittel aller Schiffe weltweit am Clyde gebaut wurde.

Glasgow schafft den Neuanfang

Doch ab den 1920er Jahren begann der wirtschaftliche Niedergang, und ihm folgten in den nächsten Jahrzehnten Massenarbeitslosigkeit und soziales Elend. Einem geschickten Marketing und viel Geld ist es zu verdanken, dass Glasgow sich als Zentrum für Architektur, Medien und Design ab den 1980er Jahren neu erfinden konnte.

Für die Innenstadt mit der breiten Fußgängerzone gilt: “Shop till you drop” – Shoppen bis zum Umfallen. Zu kaum einem anderen Platz passt dieses Motto besser als zur “Style Mile” in Downtown Glasgow. Hier gibt es alle bekannten Mainstream-Marken, Flagship Stores britischer und internationaler Anbieter, Showrooms von Newcomer-Designern und kleine unabhängige Boutiquen.

Ein berühmter Architekt prägt das Stadtbild

Die Architektur von Glasgow ist berühmt. Das liegt zu allererst an dem Künstler und Designer Charles Rennie Mackintosh. Er wurde 1868 in Glasgow geboren und hat vielen Gebäuden in seiner Heimatstadt einen unverwechselbaren Charakter gegeben.

Mackintosh mischte schottische Traditionen und japanische Einflüsse mit Jugendstil und Art Nouveau. Die Entwürfe für das „House of an Art Lover“ schuf er im Jahr 1901 für einen Architekturwettbewerb in Deutschland. Es wurde 1996 fertig gestellt und ist samt seinem Café und einer ständigen Kunstausstellung ein schönes Ausflugsziel. Stilecht Kaffee und Tee trinken kann man auch in den Willow Tea Rooms. Mackintosh entwarf nicht nur die Möbel, sondern gleich auch die Teelöffel und die Garderobe der Kellnerinnen. Die Tea Rooms wurden nach einer Pause von 55 Jahren im Jahr 1983 wiedereröffnet. www.willowtearooms.co.uk

Mackintosh ist allerdings nicht der einstige Star-Architekt, der das Ansehen der Stadt verändert hat. Vor allem die moderne Architektur entlang des River Clyde steht sinnbildlich für den Neuanfang, den die Stadt geschafft hat. Sir Norman Foster, Architekt der Reichstagskuppel in Berlin, errichtete direkt am Flussufer das so genannte Clyde Auditorium. Die Konzerthalle sieht mit der gekrümmten, aufgefächerten Fassade aus wie ein Gürteltier und wird im Volksmund auch so genannt: „The Armadillo“ („Gürteltier“).

Foster baute auch das nagelneue SSE Hydro, eine gewaltige Konzert- und Veranstaltungsarena. Der englische Architekt David Chipperfield, der u.a. für seine Museumsbauten berühmt ist (Museum Folkwang/Essen), entwarf die Zentrale von BBC Scotland.

SEHENSWERTES

George Square

Mitten drin Hier ist man wirklich genau in der Mitte von Glasgow. Am George Square befinden sich die Glasgow City Chambers. Das ist das 1888 fertig gestellte Rathaus mit den opulenten Marmortreppen. Es stammt aus einer Zeit, als die industrielle Revolution Glasgow zum zweiten Zentrum nach London gemacht hatte.

Kelvingrove Park

Hinaus ins Grüne Der Kelvingrove Park liegt unterhalb der Universität Glasgow auf dem Gilmorehill und ist einer der beliebtesten Stadtparks von Glasgow. Im Park steht der Stewart-Gedenkbrunnen zu Ehren von Lord Provost Robert Stewart (1851–1854). Ihm war es zu verdanken, dass die Stadt mit frischem Wasser von Loch Katrine versorgt wurde.

Provand´s Lordship

Das älteste Haus der Stadt. Es gehört zusammen mit der Kathedrale zu den wenigen erhaltenen Gebäuden aus dem Mittelalter. Provand´s Lordship wurde 1471 als Krankenhaus gebaut. Wahrscheinlich waren später auch Angestellte der nahe gelegenen Kathedrale in Provand’s Lordship untergebracht.  www.glasgowlife.org

Fossilien im Victoria Park

Regenwälder-Fossilien Der Fossil Grove im Victoria Park in Glasgow ist rund 330 Mio. Jahre alt und wurde erst 1887 durch Zufall bei Bauarbeiten entdeckt. Die 11 Baumstümpfe geben Forschern einen Einblick in den Regenwald, der vor Millionen von Jahren an dieser Stelle wuchs. Die Rinde ist noch immer gut zu erkennen. Schätzungen zufolge waren die Bäume bis zu 30 Meter hoch. Die Regenwälder spielten eine wichtige Rolle bei der Bildung der Kohleflöze, die in den Lowlands abgebaut wurden. Fossil Grove ist für Besucher geöffnet.

Necropolis

Prachtvolle Grabsteine und Mausoleen Zunächst nur ein Park mit einem sehr schönem Blick auf Glasgow. 1831 wurde vorgeschlagen, den Park nach dem Vorbild des Pariser Friedhofs Père Lachaise in einen Gartenfriedhof umzuwandeln. Rund 50 000 Menschen sind hier bestattet. Viele von ihnen, wie es damals üblich war, in namenlosen Gräbern.

Glasgow Cathedral

Eine Kirche für den Schutzpatron der Stadt Der gotische Bau stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist eines der schönsten Beispiele europäischer Kirchenbaukunst in Schottland. Der Standort der Kathedrale geht vermutlich auf die erste Kirche zurück, die St. Mungo baute. Sein Grab befindet sich in der Krypta der Kathedrale. Castle Street www.glasgowcathedral.org.uk

Glasgow Subway

Über 100 Jahre U-Bahn Wie eine kleine, freundliche Raupe windet sich die U-Bahn zehn Kilometer lang durch den Untergrund von Glasgow. Sie ist von 1896, damit die drittälteste U-Bahn der Welt und unbedingt eine Fahrt wert.

MUSEEN

Burrell Collection

Wertvolle Sammlung Der Sammler Sir William Burrell trug über Jahrzehnte eine der größten Kunstsammlungen der Welt zusammen. Im Jahr 1944 übergab Burrell seine Sammlung der Stadt Glasgow. Die 9000 Objekte, darunter Gemälde, Antikes und Skulpturen befinden sich in einem eigens errichteten Museum. Es wird umgeben vom Pollok Country Park, einem beliebten Freizeittreff in Glasgow.

Gallery of Modern Art

Beliebte Anlaufstelle für moderne Kunst Die Gallery of Modern Art (GoMA) erregt schon durch ihr einzigartiges Gebäude mitten im Zentrum von Glasgow Aufsehen. Es ist die meist besuchte Galerie für moderne Kunst in Schottland. Es gibt Workshops und Künstlergespräche, und Kunstbücher ausleihen kann man auch.  www.glasgowlife.org.uk

Huntarian Art Gallery

Die Universität zeigt Kunst Die große Kunstkollektion der Universität mit Werken von Rubens und Rembrandt. In der Gallery hängen auch die Bilder von Charles Mackintosh, dessen Wohnräume und Atelier hier teilweise rekonstruiert sind und gezeigt werden.  www.gla.ac.uk/hunterian

People´s Palace

Sozialgeschichtliches Museum Glasgow Green ist der älteste Park der Stadt. Dort befindet sich das Museum People´s Palace, in dem Besucher viel über Glasgow und seine Bewohner von 1750 bis zur Gegenwart erfahren können. Glasgow Green / Tel.: 0141 276 0788/ www.glasgowlife.org.uk

St. Mungo Museum

Weltreligionen unter einem Dach vereint Die Herkunft und das Leben des heiligen Mungo sind sagenumwoben. Dennoch lieben die Glasgower ihren Schutzheiligen und haben ihm ein Museum gewidmet. Das St. Mungo Museum ist ein Ort der Begegnung aller Religionen und ein Ort der Stille im lauten Großstadtlärm. www.glasgowlife.org.uk

The Hunterian

Wissenschaft im Museum Das Hunterian Museum der Universität Glasgow beherbergt einer der größten Wissenschaftssammlungen der Welt. Das Museum wurde im Jahr 1807 eröffnet und ist das älteste öffentliche Museum Schottlands. Es befindet sich in mehreren Gebäuden auf dem Hauptcampus der Universität im Westen der Stadt und zeigt antike römische Fundstücke, die Apparatur des Dampfmaschinen-Pioniers James Watt und Pazifik-Mitbringsel von Captain Cook. University of Glasgow, University Ave.  www.gla.ac.uk/hunterian

Kelvingrove Museum und Art Gallery

Eine der Top-Attraktionen. Glasgows führendes Museum beherbergt eine der besten antike Kunstsammlungen Europas. Sehenswert ist die Dauerausstellung der „Pioneer Painters“ Glasgow Boys 1880–1900. Besonders beliebt ist eine Ausstellung über das Leben der Bienen.

The Lighthouse

Mackintosh-Architektur Der Architekt Charles Mackintosh baute 1895 am Rande der Innenstadt neue Redaktionsräume für die Tageszeitung „The Herald“. Besonders charakteristisch war der Eckturm, der dem Baudenkmal seinen Namen verliehen hat. Der Leuchtturm ist inzwischen ein Zentrum für Architektur und Design. www.thelighthouse.co.uk

Riverside Museum

Museum am Wasser Das Riverside Museum erhielt 2013 die Auszeichnung „European Museum of the Year. Das spektakuläre Gebäude am River Clyde wurde von der internationalen Stararchitektin Zaha Hadid entworfen. 2011 öffnete es die Türen. Es beherbergt das Museum für Transport und zeigt die wichtigsten industriellen Entwicklungen des Landes rund um die Themen Transport, Ingenieurswesen und Seefahrt. Wer sich eine frische Brise um die Nase wehen lassen will, für den bietet sich ein Besuch auf dem Museumsschiff „Glenlee“ (1896) an, das direkt neben dem Riverside Museum im Clyde vertäut liegt.

ÜBERNACHTEN

Grand Central Hotel

Hier logierte ein Fernseh-Pionier In diesem Luxus-4-Sterne-Hotel wurde Technikgeschichte geschrieben: Der Fernsehpionier John Logie Baird übermittelte 1927 die ersten Fernsehbilder, die jemals über große Entfernung geschickt wurden, zum Grand Central Hotel. Das Hotel ist stylish und elegant. Die edle, hoteleigene Bar mit Marmorfußboden und hohen Decken wurde 2015 ausgezeichnet.  www.thegrandcentralhotel.co.uk

ESSEN UND TRINKEN

The Drum & Monkey

Traditionspub. Unter der Woche treffen sich im Drums & Monkey die Angestellten aus den umliegenden Büros, am Wochenende gönnen sich die Kunden der City-Geschäfte eine Pause vom Shoppen. Für den besonderen Charme des Drum & Monkey sorgt das schöne, alte Bankgebäude und der geschwungene Holztresen. www.nicholsonspubs.co.uk

The Horseshoe Public House

Der längste Tresen Europas. Die Schotten mögen diesen Pub für seine reellen Preise, die entspannte Stimmung und die Mischung aus den unterschiedlichsten Leuten, die hier ein Bier trinken, Sport gucken oder sich zu Karaoke-Parties treffen. www.thehorseshoebarglasgow.co.uk /

 The Pot Still Pub

Große Whisky-Auswahl Man kann Schottland kennenlernen, ohne dafür auch nur einen Fuß vor die Kneipentür zu setzen. Denn der Pot Still Pub hat Single Malt Whisky aus allen, wirklich allen (!) Ecken Schottlands. Rund 300 Single Malts sind im Angebot, darunter viele Raritäten.  www.thepotstill.co.uk

Willow Tea Rooms

Tee mit Stil Der Architekt und Designer Charles Mackintosh hatte die Räume zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts für die Tochter eines wohlhabenden Teehändlers gestaltet, die in der Abstinenzbewegung engagiert war. Der Team Room in der Buchanan Street liegt so nahe am Bahnhof Queen Street, dass sogar eine kurze Wartezeit auf den nächsten Zug für eine Tasse Tee reicht.  www.willowtearooms.co.uk

EINKAUFEN

 Argyll Arcade

Teure Flaniermeile. Nirgendwo in Schottland gibt es so viel Schmuck, wertvolle Uhren und Hochzeitsringe zu kaufen wie in der Argyll Arcade. Mehr als 30 Juweliere und Diamantenhändler sind hier unter einem Dach versammelt. Auch ohne großes Budget macht das Bummeln Spaß. Die Arkaden sind von 1827 und waren eine der ersten überdachten Einkaufspassagen in Europa und die erste dieser Art in Schottland. www.argyllarcade.com

KULTUR UND UNTERHALTUNG

Mackintosh-Stadtrundgänge

Auf eigene Faust zu Mackintosh Wer Glasgow besucht, der kommt um Charles Rennie Mackintosh nicht herum. Der Designer und Architekt, der 1868 in Glasgow geboren wurde, hat vielen Gebäuden in seiner Heimatstadt einen unverwechselbaren Charakter gegeben. Es gibt permanent Stadtrundgänge, Ausstellungen und Sonderevents. Infos unter www.glasgowmackintosh.com

 Sightseeing-Bustour

Für den besseren Überblick Gut geeignet, um sich einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu verschaffen. Die gesamte Rundtour dauert rund 1 ¾ h. Die Haupthaltestelle ist am George Square West. Die Busse fahren im Sommer im 10-Minuten-Takt, im Winter im 20-Minuten-Takt. www. citysightseeingglasgow.co.uk

Bootstour auf dem River Clyde

Glasgow Ahoi. Der Clyde ist mit 176 Kilometern einer der größten Flüsse Schottlands. Der Clyde hatte für die Schifffahrt, den Handel und den Schiffbau im Vereinten Königreich lange eine große Bedeutung und hat Glasgow einst reich gemacht. Das ist zwar lange her, aber Gelegenheit für einen schönen Spaziergang am Ufer entlang oder eine Bootstour bietet der Fluss auf jeden Fall. Schiffstouren bieten Clyde Cruises. Die Fahrt dauert eine Stunde.  www.clydecruises.com

WHISKY AUS GLASGOW

Nach über 100 Jahren wird in Glasgow wieder Whisky gebrannt. Bis 1903 gab es rund 40 Whiskybrennereien in der Stadt, doch sie wurden der Reihe nach alle geschlossen. Die „Glasgow Destillery Company“ wagt nun den Neuanfang. Ihr erstes Produkt ist kein Whisky, da der mindestens drei Jahre reifen muss. Stattdessen macht ein Gin mit dem Markennamen Makar den Anfang, der auch in Deutschland erhältlich ist. Ein Besucherzentrum soll ebenfalls eröffnet werden. www.glasgowdistillery.com

ZIELE IN DER UMGEBUNG

Arrochar Alps

Beliebtes Wanderrevier Die „Arrochar Alps“ bilden von den westlichen Lowlands aus das Tor zu den Highlands. Der Weg zum Berg The Cobbler (oder Ben Arthur, so der offizielle Name) ist bei Wanderern sehr beliebt und von Glasgow aus gut zu erreichen. The Cobbler hat eine Höhe von 2946 feet und schafft es damit nicht ganz in die Riege der höchsten Berge Schottlands, die „Munros“ heißen und alle über 3000 ft (knapp über 900 Meter) hoch sind. Er bietet aber tolle Ausblicke und ist bekannt für seine ungewöhnliche Skyline.

New Lanark

Sozialgeschichte zum Anfassen In der Stadt New Lanark wurde früher das Wasser des River Clyde zur Textilproduktion genutzt. New Lanark wurde 1785 gegründet und erlangte später Bekanntheit durch den Sozialreformer Robert Owen, der sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzte. Seit 1974 steht die Siedlung für Besichtigungen offen. Sie ist ein quirliges Zentrum für den Tourismus in der Region, bietet aber auch schöne Naturwanderungen, u.a. zu den Clyde-Wasserfällen. www.newlanark.org

Trossach Nationalpark

Ausflug zum Loch Lomond Der Trossachs National Park war Schottlands erster Nationalpark und bietet auf 1.865 km² sanft geschwungene Berge, jahrhundertealte Seen, glitzernde Flüsse und dichte Wälder. Er befindet sich knapp 30 Kilometer nördlich von Glasgow. Zum Park gehört Loch Lomond, der größte See Schottlands mit einer Länge von 39 Kilometern und mehr als 30 Inseln. Außerdem laden die Trossachs mit ihren Tälern und kleineren Seen und der Argyll Forest Park, den ersten Waldpark Großbritanniens, zu Erkundungen ein. Das Freizeitangebot ist vielfältig. Dazu gehören Wanderungen und Spaziergänge, Bootsausflüge, Radfahren, Golf und das Beobachten von Wildtieren. Die 5- bis 7-stündige Wanderung auf den Berg Ben Lomond bietet herrliche Ausblicken über Loch Lomond und die schottischen Highlands. / Infos bei www.visit-lochlomond.com

 

 

 

 

 

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