Whisky
Das erste Dokument, das die Existenz von Whisky belegt, stammt aus dem Jahr 1494.
Irische Mönche sollen die Kunst des Whiskybrennens bereits um das Jahr 500 nach Schottland gebracht haben. Whisky ist seitdem aus Schottland nicht mehr wegzudenken. Er gehört schlicht zum Lebensgefühl dazu. Man trifft sich nach Feierabend auf einen „dram“, ein Glas Whisky in der Kneipe um die Ecke und stößt bei der Burns Night auf den schottischen Nationaldichter Robert Burns mit einem Whisky an. Die Whiskyhersteller sind wichtige Arbeitgeber und Whisky mit klangvollen Namen wie Laphroaig oder Gelnfiddich sind wichtige Botschafter in der ganzen Welt.
Schottland besitzt vereinfacht gesprochen fünf große Whiskyregionen: Lowland, Highland, Speyside, Islay und Campbeltown. In der Speyside befindet sich rund die Hälfte aller schottischen Whiskydestillerien. Berühmt ist der Malt Whisky Trail entlang des River Spey. Der Fluss gibt dieser Region ihren Namen und zählt zu den schönsten Flüssen in Großbritannien. Um Flusstal zwischen Kiefern und Birken sind die Pagodendächer der Destillerien zu sehen, die so genannten Kiln. Sie ragen überall aus der grünen Landschaft. Typisch für die Gegend ist auch der spezielle Geruch, der bei der Verarbeitung der Gerste entsteht. Whiskyfans aus aller Welt nicken bei Namen wie Glenfiddich, Glen Moray oder Tamdhu wissend mit dem Kopf und schnalzen mit der Zunge.
Entlang des Malt Whisky Trails (www.maltwhiskytrail.com) sind verschiedene ausgewählte Destillieren sowie eine Fassmacherei zu sehen. Um ihm zu folgen, achten Sie einfach auf die speziellen braunen Straßenschilder. Der Trail führt Sie zu mehreren bekannten Destillerien wie Cardhu (www.discovering-distilleries.com/cardhu). Die Brennerei wurde 1824 gegründet. Und als der Destillerie-Chef John Cumming wegen Schmuggelgeschäften verurteilt wurde, übernahmen erst seine Frau Helen und dann seine Schwiegertochter Elisabeth Cumming das Management. Seitdem wirbt Cardhu damit, die einzige Whiskybrennerei zu sein, die in der Gründungsphase von einer Frau geleitet wurde. Die geschäftstüchtige Elisabeth Cumming verkaufte im Jahr 1893 ihre Brennerei an die Familie Walker, die sich auf diese Weise den Nachschub für ihren blended Whisky Johnnie Walker sicherte. Seitdem ist Cardhu ist vor allem als Bestandteil von Johnnie Walker bekannt, der wohl bekanntesten Whiskymarke der Welt.
Der Malt Whisky Trail führt auch zum Dallas Dhu Whisky-Museum. In Dallas Dhu fehlt der typische Geruch, der beim Whiskymachen entsteht. Aber dafür bekommt die Produktion zu sehen, die in vielen Destillerien meist hinter verschlossenen Türen stattfindet. Unter dem Namen Dallasmore wurde Dallas Dhu 1899 eröffnet. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde die Brennerei 1983 geschlossen und dient seitdem als Museum. Gezeigt wird der so genannte Malt Barn. Hier wird die Gerste zum Keimen gebracht. In langen Bahnen liegt die Gerste auf dem Boden. Dort wird er immer wieder gewendet, damit er ideale Bedingungen zum Keimen findet.
In der Speyside Cooperage (www.speysidecooperage.co.uk) werden die Fässer noch heute auf traditionelle Weise gefertigt. Die Cooperage lädt Besucher zu einem Fabrikbesuch ein. Man sieht, wie die Fassmacher in den großen Fabrikhallen ihren Hammer hoch über ihre Köpfe schwingen. Dann lassen die den Hammer auf die Stahlringe niedersausen, aus denen Holzbohlen aus Eichenholz ragen. Die Bewegungen sehen so mühelos aus, als würden die Männer nicht Holzbohlen, sondern störrische Strohblumengestecke in Fasson bringen. Dabei ist das ein echter Knochenjob. So ein Hammer wiegt fünf Kilogramm und ein guter Fassbauer schafft zwischen 20 und 30 Fässer am Tag.
Im Mai findet jedes Jahr entlang des River Spey das Spirit of Speyside Whisky Festival mit jeder Menge Tastings und Musik an verschiedenen Orten der Speyside statt (www.spiritofspeyside.com). Ein weiteres Festival für Whiskyfans ist das “Music and Malt”- Festival auf der Insel Islay an der schottischen Westküste. Es wird jedes Jahr im Mai gefeiert (www.islayfestival.com) und verbindet Musik mit dem Spaß am Whisky.
Die Isle of Islay liegt einen 40-Minuten-Flug von der schottischen Westküste entfernt. Wer genau den Horizont absucht, kann sich mit viel gutem Willen einbilden, Irland zu sehen. An der Mole treiben Algen und Seegras. Weiter draußen hört man die Seehunde schnauben. Islay ist die Heimat von Whiskymarken wie Lagavulin, Ardbeg oder Bowmore.
Die Insel-Whiskys haben einen ganz eigenen Charakter. Sie sind rauchig und kräftig. Das hat mit dem Torf zu tun, der bei der Whisky-Herstellung verbrannt wird: Die Gerste, die für die Whiskyherstellung benötigt wird, wird über einem Torffeuer geräuchert. So entsteht der strenge Geschmack, der den Islay-Whisky von Speyside unterscheidet. Das gilt beispielsweise für Laphroaig (www.laphroaig.com). Das Besucherzentrum informiert über die Geschichte der Brennerei. Bei schönem Wetter können die Besucher draußen neben der Destillerie auf der Mole sitzen und bei einem Glas Whisky aufs Meer schauen.
Eine wichtige Rolle für den Geschmack spielt übrigens auch das Fass, in dem der Whisky lagert. Die Fässer sind aus Eichenholz und wurden zuvor für die Lagerung von amerikanischen Bourbon oder Sherry verwendet. Die Bedeutung der Eichenfässer wurde eher durch Zufall entdeckt. Denn zunächst war das Fass nur ein Transportmittel, mit dem Schnaps von den Brennereien in die Pubs gebracht wurde. Im späten 18. Jahrhundert entdeckten die Briten dann ihre Vorliebe für spanischen Sherry. Auf einmal waren Sherry-Fässer einfach und billig zu bekommen. In diese füllte man nun den Whisky. Als die Sherry-Mode vorüber war, behalfen sich die Destillerien mit Eichenfässern, in denen zuvor amerikanischer Bourbon gelagert hatte.
Bei der Suche nach der passenden Kombination aus Eichenholz, Bourbon und Sherry entwickelt jede Destillerie ihre eigenen Ideen – und gibt ihrem Whisky auf diese Weise einen unverwechselbaren Geschmack. Mindestens drei Jahre muss der Whisky in Schottland in den Eichenfässern lagern, bevor er sich Scotch Whisky nennen darf. In dieser Zeit tritt ein Teil des Fassinhalts durch das Holz nach außen und verdunstet. Dieses Phänomen heißt „angles share“.
Doch bevor es so weit ist, wird die Gerste zunächst zum Keimen gebracht. Früher wurde sie dazu auf dem Boden ausgebreitet. Wenn sie zu kalt war, keimt sie nicht, wenn sie zu warm war, vermodert sie. Also wurde sie regelmäßig gewendet mit Holzschaufeln, so breit wie Schneeschieber. Dieser Prozess lässt sich noch immer bei Führungen in einigen Destillerien wie etwas Highland Park auf den Orkeny-Inseln oder in der Museums-Brennerei Dallas Dhu zu sehen.
Nach dem Keimen wird die Gerste gemahlen, dann mit Wasser ausgewaschen und mit Hefe versetzt. Dann folgt eine zweifache Destillation. Das Ergebnis ist der glasklare spirit, ein hochprozentiger Alkohol. Die goldene Farbe, für die der Whisky so bekannt ist, entsteht erst durch die Lagerung in den Eichenfässern, wenn Farbpigmente vom Holz in den Alkohol übergehen.
Der Prozess des Whiskymachens sowie wie tastings wird Besuchern in den meisten Brennereien erläutert. Dazu gibt es eigens eingerichtete Besucherzentren. Die Tickets kosten in der Regel um die 10 GBP. Doch es gibt auch Tasting-Kurse und umfangreiche Rundgänge, die deutlich teurer sind.
Whiskyfans unterscheiden zwischen Single Malt und Blended Whisky. Der teure Single Malt stammt aus einer einzigen Destillerie. Zu den bekanntesten Marken gehören beispielsweise Glenfiddich, Glenmorangie oder Macallan. Blended Whisky dagegen wird mit Hilfe einer Vielzahl von Whiskybrennereien produziert. Dafür bekannt ist beispielsweise die Marke „Bell´s“.
Mit Wasser, Eis oder pur – wie trinken die Schotten ihren Whisky am liebsten? Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Wie es Ihnen am besten schmeckt. In den Whiskyregionen wird oft geraten, den Whisky zum Vergleich für einen Schluck „pur“ zu genießen und dann ein wenig Wasser nachzugießen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Geschmacksnoten freigesetzt. Whisky auf Eis ist in Schottland nicht so üblich.