Gin aus Edinburgh
Schottischer Gin aus Edinburgh

Schottischer Gin erlebt einen Boom. Die Destillerien und Brennereien verzeichnen eine hohe Nachfrage nach den Spirituosen. Rund 2,3 Milliarden Pfund geben die Briten pro Jahr für schottischen Gin aus. Das Schottland-Magazin” sprach mit der Gin-Expertin und Buchautorin Fiona Laing über Öko-Hersteller und die Einflüsse der schottischen Whiskybranche.

Frau Laing, gibt es einen typisch schottischen Gin?

Am Geschmack werden Sie einen schottischen Gin nicht von einem englischen Gin unterscheiden können. Schottischer Gin ist allerdings eingebettet in die örtliche Whiskyindustrie. Das macht ihn besonders.

Sie meinen damit aber nicht, dass schottischer Gin eine Whiskynote hat?

Gin muss nach Wacholder schmecken. Doch es waren Whiskydestillerien, die den neuen Ginboom in Schottland auslösten. 2009 brachte die Whiskydestillerie Balmenach ihre Ginmarke Caorunn GAP heraus. Ein Jahr später folgte Kingsbarns Whisky mit Darnley´s Gin. Inzwischen haben zahllose Mikro-Brennereien mit der Produktion angefangen. Allein 2018 wurden 23 Gin-Destillerien in Schottland gegründet. Ein Ende des Booms ist auch nicht in Sicht.

Was gefällt Ihnen besonders am schottischen Gin?

Die Szene ist sehr vielfältig und ändert sich ständig. Ich habe bei meinen Recherchen Quereinsteiger wie Farmer, Barkeeper und sogar einen Zahnarzt kennengelernt. Gleichzeitig gibt es in Schottland weltweit führende Forschungseinrichtungen. Die Universität Heriot-Watt hat einen Spitzenruf, wenn es um die Herstellung von hochprozentigen Spirits geht.

So unterschiedlich die Ginmacher, so unterschiedlich sind vermutlich auch die Destillerien?

Nehmen Sie nur die GlenWyvis-Brennerei aus Dingwall in den Highlands. Sie befindet sich vollständig im Besitz der Menschen vor Ort. 4000 Einzelpersonen haben in die Firma mehr als 3,6 Millionen Pfund investiert. Die Gewinne gehen in lokale Gemeinschaftsprojekte. Ein anderes Beispiel ist Arbikie-Gin. Er wird von einem Farmer auf Kartoffelbasis hergestellt. Der war es leid, einen großen Teil seiner Ernte wegzuwerfen, nur weil sie nicht schön genug aussah für den Supermarkt. In Shetland ist die Saxa Vord-Brennerei in einen ehemaligen Luftwaffenstützpunkt eingezogen. Frank und Debbie Strang machen dort einen Gin, wie er früher auf den britischen Schiffen getrunken wurde. Dieser Gin ist besonders stark. Das hat historische Gründe: Wenn der Gin bei hohem Seegang auslief und das Kanonenpulver nass machte, musste es trotzdem schießtauglich bleiben. Navy strength nennt man das.

Gibt es Trends, die sich in den kommenden Jahren durchsetzen werden?

Für alle Destillerien steht das Thema Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Die Brüder Simon und Philip Thomson machen im Norden Schottlands den Öko-Gin Dornoch. Die Brennerei Tarbraxus in den Pentland Hills südlich von Edinburgh hat sich ein Verfahren einfallen lassen, mit dem die Kunden ihre Flaschen zurückschicken und neu auffüllen lassen können. www.schottland.co

Gin-Führer

The Gin Clan. Von Fiona Laing. Verlag Great Northern Books.

ISBN 978-1-912101-48-1. Preis: £11.99 zzgl. Versandkosten. In englischer Sprache. Erhältlich bei www.gnbooks.co.uk/product/the-gin-clan/